Gegen Extremismus, Rassismus und Hass – Thementag am FAG
Schule ist nicht nur ein Ort der Bildung, Schule ist nicht zuletzt ein Ort der Begegnung und des Miteinanders. Dieses Miteinander muss gepflegt werden, Kinder und Jugendliche lernen, mit Vielfalt umzugehen, auch das ist ein nicht zu unterschätzender Auftrag von Schulen. Am Friedrich-Abel-Gymnasium ist es mittlerweile Tradition, diesem Auftrag in der Mittelstufe im Rahmen eines Thementages die nötige Aufmerksamkeit zu geben. Die achten Klassen erhielten am 22. Mai Besuch von zwei Referenten des FEX (Fachstelle Extremismusdistanzierung des Demokratiezentrums Baden-Württemberg), Herrn Karim Saleh und Herrn Simon Danco, die in zweistündigen Workshops mit je einer achten Klasse die Themen Extremismus, Islamfeindlichkeit und Antisemitismus bearbeiteten. Die Schülerinnen und Schüler lernten unter anderem die unterschiedlichen Formen und Ausdrucksweisen von Antisemitismus, antisemitistische Deutungsmuster und die historischen Hintergründe kennen, die bis heute in die Gesellschaft hineinwirken.
Neben Informationen zum muslimischen Leben in Deutschland und der Unterscheidung zwischen Religion und Ideologie wurden den Jugendlichen die Möglichkeit gegeben, die eigene Handlungsfähigkeit zu stärken. Die Schüler wurden auch mit den vielfältigen Anfeindungen von Muslimen oder jüdischen Bürgern konfrontiert und diese erschütterten einige Schülerinnen und Schüler sehr. „Ich verstehe nicht, wie es so viel Hass geben kann“, lautete die Aussage einer Schülerin nach der Veranstaltung, „es gibt doch nur noch so wenige Juden in Deutschland, aber so viel Hass“. Um die Beschäftigung mit diesem gesellschaftlich so wichtigen Thema zu vertiefen, besuchen die achten Klassen traditionell am Folgetag der theoretischen Vorbereitung auf das Thema Rassismus in Pforzheim verschiedene Gotteshäuser: eine christliche Kirche, eine Moschee und die Synagoge.
Das Erleben, wie Religion unterschiedlich gelebt werden kann und dass es trotz aller Unterschiede auch große Gemeinsamkeiten gibt, bereichert die Jugendlichen immer. „Die Decke in der Moschee war wunderschön“, lautete eine Rückmeldung, „Mir haben die Schriftrollen in der Synagoge am besten gefallen“, eine andere. Für die meisten Schülerinnen und Schüler ist so eine Begegnung mit anderen Kulturen absolut neu und gerade deswegen ein wichtiger Schritt auf dem Weg in eine tolerante Gesellschaft, die Vielfalt lebt. Auch die neunten Klassen beschäftigten sich mit Rassismus und hier konkret mit dem Nationalsozialismus. Ein Teil der Schüler besuchte das Theater „Familienabend“ der Theatergruppe „Lokstoff“ im Hotel Silber (Gedenkstätte Gestapo-Zentrale Stuttgart). Hier geht es konkret darum, dass die Schauspieler Orte der Vergangenheit besuchen und zur Bühne, besser gesagt zum Raum der Erinnerung machen. Das Konzept sieht vor, dass die Schauspieler zu Gast bei den Menschen sind, die heute in den Wohnungen leben, vor deren Haustür ein Stolperstein verlegt wurde.
Dort teilen sie die Erinnerungen an die von dort deportierten ehemaligen Bewohner mit den Besuchern der Vorstellung. In einer familiären Runde werden durch Geschichten, Dokumente und Andenken die Deportierten für einen Moment wieder lebendig, um sie im Gedächtnis unserer Gesellschaft zu verankern und vor dem Vergessen zu bewahren. Die anderen Schüler der neunten Klassen waren im Haus der Geschichte und in der Stauffenberg-Erinnerungsstätte zu Workshops eingeladen. Sie behandelten die Themen Rassismus und Flucht mit dem Schwerpunkt Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.
Eine tolerante, offene und vielfältige Gesellschaft wird nicht an einem Tag geschaffen, sie entsteht durch viele Begegnungen und die Bereitschaft für Neues, die Bereitschaft, sich darauf einzulassen – und dazu haben die Schülerinnen und Schüler des FAG sowie die Lehrer, die diese Tage vorbereitet und begleitet haben, einen wichtigen Beitrag geleistet.